Bücher
Seltene antiquarische Bücher

Bucheinbände verstehen

Einband beschreibt den Teil eines Buches, der den Buchblock (d.h. alle Blätter des Buches) umschließt: Er besteht aus dem vorderen und dem hinteren Buchdeckel (häufig feste Pappe mit einem Überzugsstoff) sowie dem Buchrücken.

Bucheinbände können aus den unterschiedlichsten Materialien bestehen: Aus Pappe oder Papier, Leinen, Tierhaut (Leder oder Pergament), Kunstleder, Metall usw. Ein fester Einband erhöht die Dauerhaftigkeit eines Buches und besitzt darüber hinaus ästhetische Aspekte. Ein Ledereinband gilt als die edelste Form eines Bucheinbandes.

Heute in Massenproduktion hergestellte, fest gebundene Bücher besitzen maschinell hergestellte Einbände. Diese werden oft nur grob als Hardcover, Hardback (Buch mit Festeinband) beschrieben.

Bücher mit festen Einbänden unterscheiden sich von Broschuren (auch: Paperback, Softcover). Diese (darunter die meisten Taschenbücher) besitzen flexible Umschläge aus Karton und meist eine preisgünstige Klebeheftung.

Heutzutage werden Bücher für den Privatgebrauch in der Regel in ihrem originalem Verlagseinband belassen. So war das jedoch nicht immer: Im 19. Jahrhundert und davor ließen wohlhabende Besitzer ein Buch häufig von einem Buchbinder für die private Bibliothek binden, z.B. in Leder. Bei sehr alten Büchern sind daher Verlagseinbände seltener.

Einbandarten allgemein

1840 classic whaling book, bound in original cloth
Original-Leinen
Ab etwa den 1830er Jahren begannen Verlage, Bücher mit Leinen-Einbänden auszustatten als Alternative zu einfachen Pappdeckeln oder Umschlägen aus Papier. Das bei Leinen-Einbänden als Überzugsstoff verwendete, gefärbte Gewebe wird aufgrund der engen Verkreuzung von Kett- und Schussfäden als Leinen oder Leinwand bezeichnet (engl. cloth). Was anfangs eine Reklame-Methode war, wurde schließlich die Norm: Buchkunden begannen, Leinenbände als günstige Alternative zu betrachten. Immer weniger ließen sich Bücher für die eigene Bibliothek neu binden. Original-Leinen oder Verlags-Leinen bezeichnet Publikationen, bei denen der ursprüngliche Einband noch besteht.
a hard cover first edition copy of The Catcher in the Rye in dust jacket
Schutzumschläge
Schutzumschlag (engl. Dust Jacket) bezeichnet einen meist aus Papier bestehenden, losen Umschlag, der um ein Buch gelegt ist und und an den Deckeln eingeschlagen wurde. Schutzumschläge wurden regelmäßig seit dem späten 19. Jahrhundert verwendet: Ursprünglich waren sie lediglich als wegwerfbare Verpackung gedacht, um ein neues Buch zu schützen, bis es die Bibliothek seines Besitzers erreichte. Daher wurden sie in früheren Zeiten häufig entsorgt. Ab den 1920er Jahren wurden gestaltete Buchumschläge immer beliebter: Sie erhielten eine wichtige Funktion für die Werbung. Für Sammler moderner Bücher kann das Vorhandensein und der Erhaltungszustand eines Schutzum schlags ein wesentlicher Grund für den Wert eines Exemplars darstellen.
1817 copy of Pride and Prejudice, in original blue paper-covered boards
Original-Pappband
Der ursprüngliche Einband eines Buches, so wie es beim Verlag hergestellt wurde. Im 18. und frühen 19. Jahrhundert erschienene Bücher wurden meist im Auftrag ihrer Käufer von Buchbindern neu gebunden. Original-Pappbände dieser Zeit sind häufig sehr einfach, da sie nicht für die Dauer bestimmt waren. Aufgrund ihrer Seltenheit, werden sie von manchen Sammlern geschätzt.
1826 example of original wrappers
Original-Umschlag
Original-Umschläge bestehen bestehen aus Papier oder Karton statt aus festerem Material. Man kann sie als Vorläufer moderner Paperbacks bzw. Broschuren verstehen. Im 18. Jahrhundert wurde diese Einbandart häufig für Streitschriften, Fortsetzungserscheinungen oder andere Arten dünner Bände verwendet.
Halbledereinband
Halbleder-Einband
Bei sogenannten Ganzbänden sind Rücken und Deckel vollständig überzogen (z.B. Ganz-Leinen, Ganz-Leder, Ganz-Pergament). Bei Halbbänden (z.B. Halb-Leder, Halb-Leinen, Halb-Pergament) sind Rücken und Deckel unterschiedlich bezogen. Dieses Beispiel zeig einen Halbledereinband. Der im Regal sichtbare Rücken ist mit Leder, die Deckel hingegen mit Buntpapier bezogen. Das spart Material.

Einbände aus Kalb- und Rindleder

Feine, glatte Ledereinbände bestehen häufig aus Kalbleder. Diese Einbände haben eine glatte Oberfläche ohne erkennbare Narben. Die natürliche Farbe von Kalbleder ist hellbraun, aber es kann vielfältig bearbeitet werden, um es zu färben oder zu mustern. Rindleder ist sehr haltbar und wurde viel für große und schwere Bücher des 15. und 16. Jahrhunderts verwendet.
Marbled
Marmoriertes Kalbleder
Das Leder wurde mit einer verdünnten Säure bearbeitet, um Wirbeleffekte zu erzielen.
Mottled
Mit schildpattartiger Marmorierung
In ähnlicher Weise wurde Leder mit verdünnter Säure bearbeitet, um Zufallsmuster zu erzeugen.
paneled.jpg
Mit vertieften Feldern
Mit einem Werkzeug werden rechteckige Muster in den Deckel gearbeitet und manchmal vergoldet.
polished-calf.jpg
Geglättetes Leder
Das Leder wurde geglättet, um eine glänzende Oberfläche zu erzielen.

Maroquin-Einbände

Das Maroquin oder Marokkoleder ist ein feines Ziegenleder. Es ist oft kräftig gefärbt und hat eine auffallende Narbung, sofern es nicht geglättet wurde. Aufgrund seiner Haltbarkeit sowie seines attraktiven Äußeren gilt es als eines der attraktivsten Buchbinderleder. Obwohl es ursprünglich aus dem islamischen Kulturraum stammt, weist sein Name heute nicht mehr auf einen bestimmten Herkunftsort hin.
Crushed Morroco
Saffian
Saffian bezeichnet von europäischen Ziegen stammendes Leder, obwohl sein Name der marokkanischen Stadt Safi entlehnt ist.
Levant Morocco
Levant
Im Englischen wird eine elegante Art von Maroquin als "Levant" bzezeichnet. Diese Art Leder ist grobnarbig und häufig stark glänzend.
Niger Morocco
Niger
Niger Maroquin verweist auf seinen Herkunftsort in Westafrika. Diese Lederart ist weich und feinnarbig.
Straight Grain Morocco
Langnarbiges Maroquin
Bei dieser Art wurde das Leder befeuchtet und künstlich mit parallel verlaufenden, langen Narben versehen. Diese Technik war im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert beliebt.

Weitere Einbandarten

Vellum
Pergamenteinband
Pergament (nicht zu verwechseln mit Pergamentpapier) ist eine nicht gegerbte, leicht bearbeitete Tierhaut. Es wurde als Beschreibstoff, aber auch für Bucheinbände verwendet. Ursprünglich häufig vom Kalb, heute meist vom Schaf oder Ziege stammend. Englisch: vellum. Französisch: peau de vélin.
Roan
Schafsleder
Eine dünne Sorte Schafsleder wurde manchmal als günstiger Ersatz für Maroquin verwendet. Es ist die billigste der in der Buchbinderei verwendeten Ledersorten. Englisch: roan. Französisch: basane.
Cosway-Style
Cosway-Einbände
Cosway-Einbände enthalten kleine Miniatur-Porträts. Sie sind benannt nach dem englischen Porträtisten Richard Cosway (gest. 1821) und wurden Anfang des 20. Jahrhunderts durch einen erfinderischen Geschäftsführer der englischen Buchhandlung Henry Sotheran eingeführt.
Metallic, Jewelled & Other Materials
Metallene, edelsteinbesetzte & andere Arten von Einbänden
Raritäten, bei denen Metalle wie Aluminium, Edelsteine, exotische Tierhäute oder andere Stoffe verwendet wurden.

Markieren
Teilen

Mehr zum Entdecken

24. April 2024
2024 feiern wir den 300. Geburtstag des großen deutschen Philosopen der Aufklärung. Entdecken Sie Immanuel Kants Werke in frühen Ausgaben und wissenschaftlichen Editionen.
1 Min. Lesezeit
von Angelika Elstner
15. November 2023
Ein Gespräch mit Dr. Christian Herrmann, Abteilungsleiter Sondersammlungen Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, über die von ihm kuratierte Ausstellung.
4 Min. Lesezeit
13. September 2023
Jetzt im Zentralen Verzeichnis Antiquarischer Bücher: Kunstbroker Gabriel Müller - Experte für Bücher & Photographie
2 Min. Lesezeit