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Seltene antiquarische Bücher
Deutsche & internationale Antiquariate laden nach Stuttgart ein

Anleitung zum Messebesuch

Ein Gespräch zum Anlass der Antiquariatsmesse Stuttgart

Im Vorfeld der Antiquariatsmesse Stuttgart gaben die Antiquare Dieter Zipprich aus Bamberg, Christian Strobel aus Irsee, Meinhard Knigge aus Rendsburg und die Berliner Antiquarin Elvira Tasbach Auskunft zu den Gepflogenheiten einer Antiquariatsmesse.

Fragen und Antworten

Warum Sammeln?

Das Sammeln antiquarischer Bücher, Grafiken, Handschriften oder Fotos macht Spaß, weil in und an den zeitgenössischen Objekten immer sehr viel mehr zu entdecken ist, als an Digitalisaten oder neuen Ausgaben. Es gibt alte Besitzeinträge, die zu interessanten Personen führen können, Randbemerkungen früherer Leser, personalisierte Einbände, Vorzugsausgaben in kleiner Auflage, Autorenwidmungen, eingelegte Zeitungsausschnitte, warnende oder enthusiastische Einträge von Vorbesitzern, diskrete Umschläge, die pikante Titel vor neugierigen Blicken schützen sollten u.v.a.m. Jede noch so kleine Sammlung ist ein Teil unseres kulturellen Gedächtnisses.

Worin liegt der Unterschied zwischen einer physischen Antiquariatsmesse und einem Online-Kauf?

Nichts ist so inspirierend, wie das Flanieren über eine Antiquariatsmesse. Man entdeckt Autoren, Themen, Titel und vor allem Bücher, von denen man noch nie gehört hat. Finden, was man nicht gesucht hat, ist hier sehr gut möglich, vor allem durch das breite Angebot unterschiedlichster Händler mit ihren jeweiligen Spezialgebieten. Viele Anbieter halten Ware für die Messe zurück und haben sie vorher noch nicht im Internet angeboten.

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Man kann das begehrte Objekt anfassen, prüfen, blättern ...

Auf der realen Messe sieht man die Augen und hört die Worte des Anbieters. Man kann das begehrte Objekt anfassen, prüfen, blättern, Fragen stellen, in aktiven Austausch mit den Händlern kommen, persönlich und nicht nur per E-Mail. Oft resultieren diese Messegespräche in über Jahre andauernden Austausch über Lieblingsautoren, bevorzugte Epochen, Verleger, Illustratoren, Buchbinder ....

Wie kann ich mich auf einen Besuch vorbereiten?

Insbesondere bei speziellen Sammel- oder Interessensgebieten, sollte man sich auf eine Messe vorbereiten. Die Antiquariatsmesse Stuttgart gibt jedes Jahr einen umfangreichen, gedruckten Katalog heraus. Hier ist es möglich über die zu Beginn des jeweiligen Katalogeintrages angegebenen Spezialgebiete der Aussteller oder über das Register am Schluss des Kataloges schon im Vorfeld Antiquare zu finden, die das Gesuchte auf die Messe mitbringen könnten. Das Durchblättern des Kataloges ist immer interessant. Allerdings sollten die Preise im Katalog nicht abschrecken, hier werden die „Sahnestückchen“ gezeigt, während man auf der Messe auch für weniger Geld schöne Bücher, Grafiken, Handschriften und Fotos erwerben kann.

Sollte man immer spezielle Interessengebiete im Blick haben?

Erlaubt ist, was gefällt. Nicht den Trends hinterherlaufen. Das Schöne am Sammeln ist, dass jeder für sich eine Nische finden kann, die gar nicht im hochpreisigen Segment (oder nur für die Spitzenstücke) liegen muss. Auch wenn man noch so heterogen sammelt, es gibt immer ein verbindendes Element und das ist der Sammler/die Sammlerin selbst.

Wo beginnen - was kann ich sammeln?

Man kann sich an den klassischen Sammelgebieten orientieren (Literatur in Erstausgaben, Reiseberichte, Kinderbücher, Naturwissenschaften, Musik, Künstlerbücher, Kochbücher etc.) oder man sammelt mit Blick auf eine Epoche (Aufklärung, 1920er Jahre, Nachkriegsmoderne etc.). Man kann auch einzelne Autoren oder Illustratoren sammeln.

Sex Pistols Scrap Book
Sex Pistols Scrap Book

Besser ist jedoch man geht von einem persönlichen Interesse aus: ich gehe gerne in Bars und Clubs? Warum nicht Cocktailbücher und Bar-Menükarten suchen? Ich höre begeistert frühe Punk-Bands? Warum nicht die Kulturgeschichte um die Punk-Bewegung (Mode, Literatur, Fotos etc.) sammeln? Ich interessiere mich für Mode-Design? Warum nicht originale Modezeichnungen erwerben? Ich bin Fahrrad-Enthusiast? Es gibt sehr schöne Kataloge früher Fahrradhersteller.

Das eigene Interesse bestimmt die Richtung. In der Regel kommt man über viele Seitenpfade, Abzweigungen etc. zum eigentlichen Sammelgebiet (das sich aber natürlich immer wieder bewegen und ändern kann). Der Weg ist das Ziel und man lernt unterwegs immer dazu.

Und wie gestalten sich die Preise?

Nicht von den Preisen im Katalog abschrecken lassen, da werden häufig Spitzenstücke mit entsprechender Auszeichnung angeboten. An den Ständen kann man ein ganz reelles Preisniveau antreffen. Beim Kauf zahlt sich wieder eine persönliche Beziehung aus. Bekannte Kunden bekommen die erworbene Ware auch gegen Lieferschein/Rechnung mit und bezahlen später per Überweisung. Bei Erstkontakten muss man schon von einer Direktzahlung am Stand ausgehen. Kreditkartenzahlung ist übrigens häufig vor Ort nicht möglich.

Wann ist der passende Besuchstag für mich?

Wer den Katalog studiert und es auf spezielle Objekte abgesehen hat, muss am ersten Messetag präsent sein. Alle Ware, die im Katalog angeboten wird, muss zu Beginn der Messe am Stand sein und darf nicht im Vorfeld verkauft werden.

Wenn Information oder Inspiration im Vordergrund steht, sind die späteren Messetage besser geeignet.

Warum ein Losverfahren?

Zum Losverfahren kommt es dann, wenn es mehrere Kaufinteressenten für ein Objekt gibt. Hier entscheidet das Los. Oft ein spannender Moment und so mancher Sammler hat hier schon einen höheren Pulsschlag gefühlt.

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