Vor 200 Jahren wurde die Firma J. J. Heckenhauer in Tübingen als Verlag und Antiquariat gegründet. Bereits seit vier Generationen befindet sie sich im Besitz der Familie Sonnewald. Inhaber Roger Sonnewald bietet in seinen Räumen Bücher zu den Gebieten Philosophie, Friedrich Hölderlin, Antike, Literatur, Kunst und Lyrik an. Daneben führt er stets lieferbare Werke von Hermann Hesse, darunter signierte Ausgaben, Erstausgaben und hin- und wieder Aquarelle.
Zwischen 1895 und 1898 absolvierte der Schriftsteller Hermann Hesse (Der Steppenwolf, Naziß und Goldmund, Demian, Das Glasperlenspiel) seine Buchhändlerlehre bei Roger Sonnewalds Urgroßvater. Hesse nutzte die Zeit zur Fortbildung, las viel und knüpfte Kontakte zur Verlagswelt. Während seiner Tübinger Zeit publizierte der spätere Literaturnobelpreisträger seine ersten Bücher und erste Gedichte wurden abgedruckt. Sein Abschluss-Zeugnis liegt mittlerweile im Literatur-Archiv in Marbach.
Briefe Hermann Hesses an Roger Sonnewalds Großmutter und Vater werden ab dem 6. Oktober bis 16. Dezember 2022 im Tübinger Hesse-Kabinett gezeigt.
Während ihres langjährigen Bestehens hat sich für die Buchhandlung J. J. Heckenhauer viel verändert. Bis vor 30 Jahren war die Firma vor allem ein wissenschaftliches Antiquariat, das Bibliotheken, Wissenschaftler und Sammler weltweit mit wissenschaftlicher Literatur versorgte.
"Mein Vater war sehr von Sprachen begeistert," erläutert Roger Sonnewald. "Er beherrschte 14 Sprachen. China und Japan waren ein weiterer Schwerpunkt. Zusammen mit einem Schulfreund lernte mein Vater Russisch, so konnten die Mitschüler ihre Notizen nicht lesen. Dann studierte er in Marburg Sinologie. Später kam die Übernahme der Antiquariatsbestände Brill und Nijhoff aus den Niederlanden hinzu, die auf Osteuropa spezialisiert waren, neben zahlreichen slawistischen Privat-Bibliotheken aus Deutschland. Es waren vor allem sprachwissenschaftliche Werke, die gefragt waren."
Zur heutigen Ausrichtung des Antiquariats sagt er: "Wir bieten jetzt mehr Erstausgaben, Widmungsexemplare, illustrierte Bücher, Vorzugsausgaben und Original-Graphik an. Der visuelle Aspekt ist wichtiger geworden, und das wird wird auch in Zukunft so bleiben."
Entsprechend findet man bei Heckenhauer heute neben Büchern auch viel Grafik und Kunst. Neben Klassikern wie Ernst Barlach, Horst Janssen oder Max Klinger gibt es auch spannende Arbeiten zeitgenössischer Künstler zu entdecken, zum Beispiel Lukas Weiß, Danja Akulin oder Jana Morgenstern.
Der Ratschlag des erfahrenen Antiquars an angehende Sammler lautet: "Neugierig sein. Es gibt immer Sammel-Themen: zum Beispiel politische Plakate, Konzert-Flyer oder frühe Computer-Handbücher. Einfach dem eigenen Interesse folgen. Ein Blick in Auktions-Kataloge oder das Angebot internationaler Messen zeigt, welche erst in den letzten fünfzig Jahren erschienene Titel bereits heute als Raritäten gesucht werden."
