Inhaltsangabe:
Das Tor zur Hölle öffnete sich im Januar 2002 in Guantánamo Bay auf Kuba. Die ersten Gefangenen, die die USA bei der Invasion in Afghanistan und der Jagd auf Osama Bin Laden machten, wurden mit verbundenen Augen und Ohren, gefesselt und geknebelt an einen Ort gebracht, der neben Abu Ghraib zu den bekanntesten Gefängnissen der Welt gehört.
»Unsere Regierung kann dich verschwinden lassen.« Der Strafverteidiger Steven T. Wax hat sich nicht vorstellen können, dass er jemals diese Möglichkeit aussprechen würde oder Klienten würde warnen müssen, dass sie in einem Militärgefängnis landen könnten. In seiner 34-jährigen Tätigkeit als Anwalt hatte Wax weder geahnt, dass die US-Regierung Terrorverdächtige in aller Welt entführen ließ, noch dass sie ein weltweites Netz von inzwischen berüchtigten und gefürchteten Geheimgefängnissen aufgebaut hatte.
Das Verschwindenlassen von Menschen konnte doch nur dort geschehen, wo Tyrannen, Militärjunten oder faschistische Machthaber herrschen Regierungen, die rechtsstaatliche Grundsätze derart missachten, dass sie ihren Bürgern die Grundrechte entziehen. Aber doch nicht in Amerika.
In »Kafka in Amerika« rekonstruiert Wax den Leidensweg zweier Männer, die er verteidigt hat und die in das Netz der nach dem 11. September implementierten Antiterrormaßnahmen der US-Regierung gerieten. Brandon Mayfield, gebürtiger Amerikaner, Anwalt in einer Kleinstadt und Familienvater, wurde nach den Madrider Bombenanschlägen vom März 2004 als Terrorverdächtiger verhaftet, weil das FBI Fingerabdrücke auf einer Plastiktüte, die in der Nähe des Anschlagortes in Spanien gefunden wurden, irrtümlich als seine identifiziert hatte. Adel Hamad, ein in der Verwaltung eines pakistanischen Krankenhauses tätiger Sudanese, wurde ohne triftigen Grund aus seiner Wohnung verschleppt und in Ketten nach Guantánamo geflogen. Beide erlebten Kafkaeskes in Amerika: Sie wurden von einem Tag auf den anderen wegen Terrorismusvorwürfen inhaftiert, ohne die Vorwürfe und deren Grundlagen im Einzelnen zu kennen und ohne sich somit angemessen verteidigen zu können.
Steven Wax verbindet die Geschichten von Mayfield, dem US-Bürger, und Hamad, dem Ausländer, mit den Rechercheerkenntnissen seines Mitarbeiterstabs, um aufzudecken, wie und wo Rechte zugunsten eines trügerischen Gefühls von Sicherheit beschnitten wurden. »Kafka in Amerika« zeigt, warum die Gefährdung der Grundrechte durch den Krieg gegen den Terror ein Problem darstellt, das uns alle angeht.
Über die Autorin bzw. den Autor:
Steven T. Wax ist seit vielen Jahren staatlich bestellter Pflichtverteidiger (federal public defender) in Portland, Oregon. Nach seinem Studium an der Colgate University und der Harvard Law School war er zunächst Staatsanwalt in Brooklyn und Pflichtverteidiger im Bundesstaat New York. Wax hat mehrere Jahre als außerordentlicher Professor an der Lewis and Clark Law School gelehrt. Er ist für seine Arbeit als Anwalt unter anderem vom American Jewish Committee (2006) ausgezeichnet worden. Seine zahlreichen Fachveröffentlichungen befassen sich vor allem mit dem amerikanischen Verfassungs- und Bundesstrafrecht.
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