In dubio contra ream - Softcover

Ich bin Ärztin und in der glücklichen Situation, 74 Jahre alt zu sein und Rentnerin. Daher habe ich Zeit. Das bedeutet auch: viel Zeit zum Überlegen, viel Zeit für Nachfragen. Als im Sommer 2005 die Kunde von neun getöteten Kindern die Medien in Aufregung versetzte, glaubte auch ich an neun tote Babys, so selbstverständlich wurde berichtet. Doch nach einem Monat kamen mir Zweifel. Ich dachte: Das geht nicht. Von der Psyche der Frau her. Keine Frau bringt das fertig: neunmal hintereinander ihr Neugeborenes zu töten. Auch ihr Körper kann das nicht mitmachen. Je mehr ich recherchierte, um so mehr Widersprüche tauchten auf. In mir wuchs der Verdacht, daß falsche gerichtsmedizinische Gutachten erstellt worden waren. Ich verfolgte auch andere Fälle. Und wurde bestätigt. Am stärksten belastet mich, daß die Strafverfolgung für lange Jahre zurückliegende Taten wichtiger ist als das Glück von lebenden, von ihren Müttern liebevoll umsorgten Kindern. Durch die sofortige Untersuchungshaft werden in der Regel auch jüngste Kinder von ihren Müttern getrennt. Vergeblich suchte ich Gespräche, wandte mich brieflich an Menschen, die nach meiner Einschätzung hätten eingreifen können - ergebnislos. Nun hoffe ich, in einer Diskussionsform meine Überlegungen einer breiten Öffentlichkeit, auch dem medizinischen und juristischen Laien, nahezubringen.