
Als die Firma Liebig 1865 begann, an die Käufer seines Fleisch-Extrakts Sammelbilder herauszugeben, hätte wohl niemand damit gerechnet, dass sich die bunten Bildchen bald größerer Beliebtheit erfreuen sollten als das eigentliche Produkt. Mit der gleichen Begeisterung wie manche Leute heute Briefmarken, Panini-Bilder oder Pokémon-Karten sammeln, sammelten die Menschen im 19. und 20. Jahrhundert die Liebigbilder.
Zunächst wurden die Bilder einzeln herausgegeben, später änderte die Firma die Strategie, so dass die Käufer der Liebig-Konserven nun vollständige Serien erhielten. Bis 1940 (in Deutschland) bzw. 1975 (in Italien) wurden ca. 1870 Serien zu den unterschiedlichsten Themen herausgegeben. Insgesamt wurden mehr als 11.000 Einzelbilder angefertigt. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern: Während einige Motive an deutsche, französische, italienische und flämische Kunden abgegeben wurden, sind andere nicht in allen Ländern erhältlich gewesen oder sogar auf ein einziges Land beschränkt. Aus diesem Grund weichen die Kataloge und Zählungen, die einen vollständigen Überblick über alle Liebig-Motive bieten wollen, zu großen Teilen voneinander ab.

Die meisten Serien umfassen 6 Sammelkarten, andere bestehen nur aus 3 und einige sogar aus 24 Sammelkarten. Die Themen der Serien umfassten ein breites Spektrum, von Motiven aus der Tier- und Pflanzenwelt über Darstellungen fremder Länder und Kulturen bis hin zu Szenen des Alltags. Auf der Vorderseite war ein farbiges Motiv abgebildet, auf der Rückseite befand sich Werbung, in späteren Serien auch weitere Informationen über das Motiv. Damit vermittelten die Liebigbilder als eine Art bebilderte Enzyklopädie lehrreiche Informationen, die über den Erfahrungshorizont der Menschen hinausgingen. Durch den hohen Preis des Fleischextrakts blieb das Sammeln den Reichen vorbehalten, insbesondere unter dem städtischen Bürgertum fanden sich viele Sammler. Die Sammelleidenschaft ging so weit, dass spezielle Sammelalben herausgebracht wurden, in denen die Sammler ihre Schätze abheften und einander zeigen konnten. Einige dieser Alben samt hunderten enthaltener Sammelbilder sind heute noch enthalten.