Beschreibung
8vo. 2 1/4 pp. Doppelblatt. An den namentlich nicht genannten Physiker Wilhelm Wien: Die Dankbriefe, die ich jetzt schreibe, und die Manchen, die ich noch zu schreiben habe, müssen alle anfangen mit der Bitte mich wegen ihrer Verspätung gütigst entschuldigen zu wollen. Zwei Umstände sind Schuld daran: einmal die Menge, die zu bewältigen ist und zweitens meine wohl genügend bekannte Schwerfälligkeit im Schreiben. Auf keinen Fall möchte ich aber, dass die Vermuthung aufkäme, die Verspätung läge damit zusammen, dass ich für all das Gute und Schöne, was mein Geburtstag mir bracht, weniger empfänglich wäre. Sie haben sich in so verschiedener Weise mit Erfolg so sehr bemüht, mir an meinem Geburtstag eine Freude zu bereiten, dass ich Ihnen meinen herzlichsten Dank schuldig bin. Ueber die Verwunderung der mich zur Verfügung gestellten, von verschiedenen Seiten gespendeten Summe habe ich mit Voveri gesprochen und will dasselbe mit Sommerfeld und Linde thun, so bald ich sie antreffen kann: den in der Adresse ausgesprochenen Moment, ich möchte mich dafür ,aushauen lassen, kann ich wenigstens im Augenblick nicht erfüllen. Das gesammelte Geld findet vielleicht ein bessere Verwendung zu Kriegszwecken und drgl. […]"In diesem Brief nimmt Wilhelm Conrad Röntgen offensichtlich Bezug auf seinen am 27. März 1915 begangenen 70. Geburtstag. Conrad Röntgen wird oft als introvertierter und bescheidener Mensch beschrieben, was sich in diesen Zeilen widerspiegelt. Auch dass er das anlässlich seines Geburtstages gesammelte Geld zu spenden gedenkt, ist nicht überraschend. Röntgen, der ein Vermögen geerbt hatte, stiftete das mit der Verleihung des Nobelpreises verbundene Preisgeld in Höhe von 50.000 Kronen der Universität Würzburg. Ebenso verzichtete Röntgen auf eine Patentierung, wodurch sein Röntgenapparat schneller Verbreitung fand. Auf Anfrage sagte er der AEG, er sei der Auffassung, dass seine Erfindungen und Entdeckungen der Allgemeinheit gehören und nicht durch Patente, Lizenzverträge und dergleichen einzelnen Unternehmungen vorbehalten bleiben dürften". Desgleichen lehnte er das ihm angetragene Adelsprädikat ab.Wilhelm Wien (1864-1928), der ab 1900 Nachfolger Röntgens in Würzburg war, hatte 1911 den Nobelpreis für Physik für seine Forschungen zur Wärmestrahlung erhalten.Wilhelm Conrad Röntgen entdeckte am 8. November 1895 im Physikalischen Institut der Universität Würzburg die nach ihm benannten Röntgenstrahlen; hierfür erhielt er 1901 bei der Vergabe der ersten Nobelpreise den ersten Nobelpreis für Physik. Seine Entdeckung revolutionierte unter anderem die medizinische Diagnostik und führte zu weiteren wichtigen Erkenntnissen des 20. Jahrhunderts, z. B. der Entdeckung und Erforschung der Radioaktivität. Vom 1. April 1900 an war Röntgen an der Universität München als ordentlicher Professor für Physik tätig.
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