Beschreibung
Gr.-8vo. 2 1/2 pp. Doppelblatt. Gelocht mit minimalem Textverlust. An den namentlich nicht genannten Physiker Wilhelm Wien: Es ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie mir so bald Ihre Berufung nach Leipzig mittheilten und ich bin Ihnen sehr verbunden dafür. Nehmen Sie meine herzlichsten Glückwünsche zu diesem besonders ehrenvollen Ereigniss, dass mir allerdings nur so ganz unerwartet gekommen ist. Es gibt so wenig Leute i[n] Deutschland, die im Stande sind die theoretische Physik zu fördern, dass ich, wie Sie sich vielleicht erinnern werden, vor einiger Zeit, allerdings nur schüchtern, bei Ihnen anregte, ob Sie eventuell nach München kommen würden, wiewohl ich mir bewusst war, dass Würzburg durch Ihren Weggang sehr geschädigt werden würde, und dass man Ihnen in preussianer Beziehung in München kaum das leisten könnte, was Sie in W[ürzburg]. haben. Ich bin sehr begierig zu erfahren, zu welchem Entschluss Sie gelangt sind oder gelangen werden. Wenn ich in Bayern zu verfügen hätte, würde ich Ihnen eine Gehaltserhöhung, eine Verbesserung der Collegienfelder und ein erhebliche Summe für Instiuts[…] anbieten, um zu versuchen Sie zu behalten und ich glaube, das würde mir dann auch wohl gelingen, denn ich meine, Würzburg hätte doch sonst manche Vorzüge gegen Leipzig: in Würzburg lässt sich ungestört arbeiten, und Sie haben [kein]e Menschen zu fragen und auch keinen Menschen Rechenschaft abzulegen über das, was Sie vorhaben bei der Arbeit und beim Unterrichten. Erst wenn man Ihnen in Leipzig eigene Räume zum Arbeiten und eigene Mittel dazu, und eine eigene Sammlung garantieren könnte, würde ich meines Erachtens die Stelle für einen Physiker Ihrer Richtung etc. als annehmbar bezeichnen. - Auch wenn die denkbar besten persönlichen Beziehungen bestehen, ist es doch kaum zu vermeiden, dass kleine Störungen und lästige Collisionen im Lauf der Zeit eintreten, wenn zwei gleichberechtigte Institutsvorstände […] […]"Wilhelm Conrad Röntgen spricht in diesem Brief, den er während seines Sommerurlaubs in Pontresina im Engadin schrieb, eine nicht näher ausgeführte Überlegung Wilhelm Wiens an, von der Universität Würzburg nach Leipzig zu wechseln. Wilhelm Wien (1864-1928) war erst seit 1900 Nachfolger Röntgens in Würzburg. Der Wechsel fand letztlich nicht statt. Der Brief zeugt von der Hochachtung Röntgens für das Können seines Nachfolgers und ist ein Dokument dafür, dass selbst dem Nobelpreisträger Röntgen bei der Dotierung von Stellen die Hände gebunden waren. Der Brief zeigt zudem, wie verbunden Röntgen mit seiner alten Universität Würzburg selbst nach seinem Wechsel nach München blieb, sodass er sie nicht durch ein Abwerben Wiens schwächen wollte.Wilhelm Wien (1864-1928) war ab 1900 Nachfolger Röntgens in Würzburg. 1911 erhielt Wilhelm Wien den Nobelpreis für Physik für seine Forschungen zur Wärmestrahlung. Sein bekanntester Beitrag zur Erforschung der Wärmestrahlung ist das Wien'sche Verschiebungsgesetz welches einen Zusammenhang zwischen der Temperatur eines Planck'schen Schwarzkörpers und der Wellenlänge, bei der die größte Strahlungsleistung liegt, herstellt. Es dient u.a. zum Verständnis des Treibhauseffekts in der Meteorologie.Wilhelm Conrad Röntgen entdeckte am 8. November 1895 im Physikalischen Institut der Universität Würzburg die nach ihm benannten Röntgenstrahlen; hierfür erhielt er 1901 bei der Vergabe der ersten Nobelpreise den ersten Nobelpreis für Physik. Seine Entdeckung revolutionierte unter anderem die medizinische Diagnostik und führte zu weiteren wichtigen Erkenntnissen des 20. Jahrhunderts, z. B. der Entdeckung und Erforschung der Radioaktivität. Vom 1. April 1900 an war Röntgen an der Universität München als ordentlicher Professor für Physik tätig.
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