Inhaltsangabe
Im Gespräch mit den Journalisten Christoph Twickel und Tina Petersen erzählt Karl-Heinz Dellwo über die RAF jenseits von Verdammung und Verklärung. Dabei stellt er sich der ernüchternden Erkenntnis, dass »wir immer Gruppe blieben und nie Bewegung wurden« (Dellwo). Doch er verschweigt auch nicht, dass viele von der Revolution träumten, für die die RAF zu den Waffen griff. Dellwo erzählt die Stationen seines Lebens: Der Sprung des Jugendlichen aus der Lehre in die Hausbesetzerszene, der erste Gefängnisaufenthalt. Danach der Weg ins »Kollektiv RAF«. Der unumkehrbare Schritt in die Illegalität. Nach dem blutig gescheiterten Versuch, die gefangenen RAF-Genossen durch die Besetzung der Deutschen Botschaft in Stockholm freizupressen (bei dem zwei Botschaftsangestellte und zwei Besetzer getötet werden), wird er verhaftet und zu zwei Mal lebenslänglich verurteilt. Nach zwanzig Jahren kommt er 1995 frei. »Ich befand mich im Krieg gegen die BRD«, sagt Dellwo. Im Gefängnis hieß das: Isolation, Geräuschlosigkeit, Verweigerung jedes Gesprächs mit Vertretern der Anstalt, Hungerstreiks. »Eine andere Sprache sprach aus ihrer Hysterie«, heißt es in einem Stück der Goldenen Zitronen über die RAF. »Denn ob es Millionen würden / war durchaus nicht klar.« Dieses Buch macht den Versuch, über jene verlorene Hysterie zu sprechen.
Über die Autorin bzw. den Autor
Karl-Heinz Dellwo, geboren 1952 in Opladen, war u.a. kaufmännischer Lehrling, Seemann, Aushilfsfahrer. 1973 Hausbesetzung in Hamburg, ein Jahr in Haft. Als Mitglied der RAF 1975 an der Besetzung der Deutschen Botschaft in Stockholm beteiligt und verurteilt. Saß die volle Strafe (20 Jahre) ab, zuletzt in Celle. 1995 aus der Haft entlassen. Lebt und arbeitet als Dokumentarfilmer in Hamburg.
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