Verlag: Büchergilde Gutenberg (Lizenz des Verlags Philipp Reclam jun.), Frankfurt am Main, Olten, Wien, 1985
ISBN 10: 3763231293 ISBN 13: 9783763231294
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In den WarenkorbHardcover/gebunden. Zustand: gut. Lizenzausgabe. Fadengehefteter illustrierter Pappeinband mit Rückentitel, schwarzen Vorsätzen, farbiger Titelillustration ("Der Tod des Dichters Walter Rheiner", 1925) und illustriertem Schutzumschlag. Der Umschlagrücken, die Schnitte und das Papier nachgedunkelt, die Umschlag- und Einbandränder leicht berieben, ansonsten guter Erhaltungszustand. Kongenial gestaltete Schmuckausgabe mit den eindrücklichen Bildern von Conrad Felixmüller. Gesetzt aus der Garamond und der Maxima. "Das expressionistische Jahrzehnt zwischen 1910 und 1920 traf deutsche Kunst und Dichtung wie ein Kometenhagel in dunkler Nacht. Walter Rheiner war einer der besonders glühenden Splitter jener Zeit. Sein ebenso intensives wie kurzes Leben steht exemplarisch für eine Künstler-Generation, die auf Messers Schneide jonglierend, dem Abgrund immer näher war als dem strahlenden Olymp. Einige wenige Namen von Lyrikern dieser Zeit, wie Else Lasker-Schüler oder Gottfried Benn, sind noch heute ein Begriff. Walter Rheiner indes zählt nicht dazu. Armut, Lebensangst und Drogensucht zerfraßen Walter Rheiners Leben wie Säure und doch gelang es ihm in kürzester Zeit ein Werk zu schaffen, das durch seine Intensität ein bis heute seltenes Beispiel gibt für Kunst als Lebensnotwendigkeit. Ebenso einfühlsam wie erschreckend autobiografisch beschreibt Walter Rheiner in der 1918 erschienenen Novelle "Kokain" das Elend eines in seiner Kokainpsychose versinkenden Süchtigen, dessen Leben vom immer stärker werdenden Drang nach der Droge und der Angst vor "Enttarnung" geprägt ist, bis die empfundene Ausweglosigkeit im Suizid mündet. Walter Rheiners tragisches Schicksal macht auch exemplarisch deutlich, dass die vielfach als "Goldenen Zwanziger" verklärten Jahre des letzten Jahrhunderts für die nicht privilegierte, breite Masse der Menschen vor allem Not und Elend bedeuteten. Walter Rheiner (1895-1925) war gerade 30 Jahre alt, als er nach der Injektion einer Überdosis Morphium in einem tristen Absteigequartier mitten im Zentrum Berlins starb. Die Welt nahm kaum Notiz, kein Nachruf in der Presse, keine Lesung zum Gedenken, keine ehrende Totenfeier, nur ein Begräbnis ohne alles Zeremoniell. Der Selbstmord eines Süchtigen war im Berlin der zwanziger Jahre keine Seltenheit. Und wer wußte da noch, daß dieser Süchtige ein Dichter gewesen war, ein Lyriker, dessen Sprache einst sogar Theodor Däubler beeindruckt hatte. Nur wenige Bekannte früherer Jahre, expressionistische Künstler und Bohemiens zumeist, erinnerten sich, waren so tief betroffen wie der Maler Conrad Felixmüller (1897-1977). Um dem Jugendfreund ein Denkmal zu setzen, malte er das Bild "Der Tod des Dichters Walter Rheiner" (1925). [. . .]. Walter Rheiner, dessen Verse Klage, Bitte oder Flehen, seltener Schrei und Anklage, immer Worte eines Ausgestoßenen sind, der "düstere Dichter", wie er sich selber sah, hat die Ablösung von der Welt, die vernichtende Befreiung aus dem "Schmerzen-Labyrinth" der großen Städte, die ihn ebenso faszinierten, wie sie ihn ängstigten, in vielen Strophen ersehnt. Immer war ihm die betäubende Nacht willkommener als der aufreizende Tag. "Heilige Nacht! du Mutter uns und Vater!" heißt es in dem Felixmüller gewidmeten Gedicht "An die Nacht". In deren Schatten fühlte sich Rheiner geborgen, an "des Abends Küste" vergaß er die Qual des Tages, den nie bestandenen Existenzkampf. Doch mit den Jahren wuchs die Angst und wucherte in die Nächte. Kokain und Morphium bannten sie allenfalls für Stunden, damit sie, war der Rausch verflogen, den Kranken nur um so heftiger anfiel. Er glitt eine tödliche Spirale abwärts; und er wußte es." (Verlagstext) ) In deutscher Sprache. 307, (5) pages. Groß 8° (175 x 245mm).