Verlag: Leipzig, 1913
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Manuskript / Papierantiquität Erstausgabe Signiert
Hardcover. Zustand: Sehr gut. Ohne Schutzumschlag. 1. Auflage. Zwei handschriftliche Bücher der späteren Malerin und Grafikerin Lily Herrmann-Conrady (1901-1992), Tochter des Leipziger Sinologen Prof. August Conrady (1864-1925). -- Hier tritt sie natürlich noch unter ihrem Mädchennamen Conrady auf. --- Aufzeichnungen aus ihrer Schulzeit an der II. Höheren Mädchenschule in Leipzig, Lortzingstraße 3, in den Jahren 1913-1916. --- Besonders interessant sind die freien Aufsätze, u.a. mit ihrem Lebenslauf (u.a. über ihre Zeit in China 1903/04) und Schilderungen von selbst Erlebtem. Auch einige patriotische Aufsätze aus der Zeit des 1. Weltkriegs sind interessant. --- Auch ihre Zukunftspläne (im Aufsatz "Gedanken und Gefühle beim Austritt aus der Schule") sind interessant: "Mein höchster Wunsch wäre, mich im Malen auszubilden. Aber nicht nur in diesem Fache will ich tätig sein, sondern auch geistig. Ich möchte später gern bei dem berühmten Philosophen Wundt und bei meinem Onkel Carl Bücher Vorlesungen hören." -- Ihre Wünsche gingen in Erfüllung; sie wurde Malerin (Ausbildung ab 1917 an der Staatlichen Akademie für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig, Meisterschülerin von Hans Soltmann) und studierte Philosophie, Psychologie und Kunstgeschichte. --- Sie erwähnt (mind. zweimal) den frühen Tod ihres geliebten Lehrers Dr. Reishauer. --- Von den Lehrkräften meist korrigiert und benotet; an sieben Stellen hat auch ihr Vater August Conrady seine Signatur als Bestätigung hinzugesetzt. --- Die Aufzeichnungen erfolgten ursprünglich in einzelnen Heften, die nachträglich gebunden wurden. Teils ist der untere Rand etwas knapp beschnitten (selten sind Korrekturen der Lehrkräfte betroffen). --- Buch 1; Halbleinen-Band mit Deckeltitel auf Leinen: "II. höh. Bürgerschule Lilly Conrady Mdch.Kl. II b Ostern 1914." -- Format 20 x 16,5 x 1,8 cm. Verfasst 1913/14. --- Inhalt: -73 Seiten freie Aufsätze (inkl. ihrer Berichtigungen), u.a.: Ein Freundschaftsbrief (Hoffen und Bangen um Ostern) // Wie ich den Schmuck der Gräber verstehe // Leipzigs Jahrhundertfeier (Erlebtes vom 18. Oktober) // Meine hauswirtschaftliche Tätigkeit // Gertrud und Hedwig im ,Tell" // In Mutti´s Auftrag in der Markthalle // Unser Besuch der Tell-Aufführung (Zitat: "In der zweiten Scene enttäuschte mich Gertrud ein wenig. Ich hatte mir eine schlanke, blonde, echt germanische Frau vorgestellt, die für ihr Vaterland so begeistert ist, wie die alten Deutschen es waren. Hier aber sahen wir eine behäbige, braunhaarige Bäuerin, so gar nicht nach meinem Geschmack.") --- -48 Seiten Spracharbeiten (d.h. nicht selbst formuliert); Themen u.a.: Sachsens Königshaus, Sprich lautrein und richtig!, Lautüberfüllungen, Von der Arbeit, Naturlaute, Wortpaare, Vom Ursprung unserer Muttersprache, Fehlerhaftes aus der Wortlehre. --- -49 Seiten Mathematik / Rechenaufgaben (meist Textaufgaben) --- -51 Seiten Französisch (unter drei Aufsätzen Unterschrift des Vaters) --- Buch 2; Rücken fehlend (Fragment davon liegt lose ein); Deckeltitel: "II. höhere Bürgerschule Lilly Conrady Ostern 1916 Selecta." -- Format: 20,3 x 16 x 2 cm. Verfasst 1915/16. --- Inhalt: --- -57 Seiten freie Aufsätze, u.a.: Mein Lebenslauf // Was uns der Krieg bisher geschenkt hat // Von unserer Kochstunde // Krieg und Küche // Eine Weihnachtsgeschichte // Stille Nacht, heilige Nacht [[über die Entstehung des Weihnachtsliedes]] // Ein Feldpostbrief aus der Heimat // Gedanken und Gefühle beim Austritt aus der Schule (unter einem Aufsatz Unterschrift des Vaters) --- -21 Seiten Spracharbeiten --- -27 Seiten Rechenarbeiten --- -61 Seiten Französisch (an drei Stellen Unterschrift des Vaters) --- -27 Seiten Englisch --- -18 Seiten Stenographie --- Umfang beider Bücher: ins. 432 beschriebene Seiten, davon 130 Seiten freie Aufsätze. -- Gewicht zus. 1070 g. --- Zustand: Buch 1: Einband etwas fleckig, Bezug am Hinterdeckel schadhaft. Seiten leicht gebräunt. Buch 2: Rücken fehlend (Fragment davon liegt lose ein), Gelenk gebrochen, Seiten etwas stärker gebräunt und leicht fleckig. Signatur des Verfassers.