Erscheinungsdatum: 1722
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In den WarenkorbHalle, Magdeburg, Johann Christan Hendel, 1722, 4°, (2), 38, feiner Pappband. Erste und wohl einzige Ausgabe der "Dissertatio inauguralis medica, De Phantasiae usu, lusu et abusu in medicina, quam. in illustri Academia Fridericiana. Praeside. Michaele Alberti. XXIX. Aug. 1722. publicae ventilationi submittit, Christianus Gottofredus Behrisch, Desdensis." Diese Schrift "zu den ersten Versuchen, die Einbildungskraft als Deutungsmacht aus der Medizin endgültig zu verdrängen, zählt eine Abhandlung, die 1722 der Professor der Medizin und Philosophie in Halle Michael Alberti (1682-1757) unter dem klangvollen Titel "De Phanatasie usu, lusu et abusu in medicinia" veröffentlichte. Sie enthält zahlreiche Beispiele aus der medizinischen Literatur und eigene Beobachtungen, die Alberti gezielt einsetzt, um mit dem unsinnigen Gebrauch der Einbildungskraft in der Medizin gründlich abzurechnen. Mit vehementen Worten wettert er gegen die falschen Eingebungen, die von den vernünftigen nicht unterschieden werden. Er sieht in ihr nur trügerische Komponenten vereinigt, denn die Phantasie verhelfe dem Geist wie ein unsichtbarer Schauspieler, ein "thaumatopoios", zu agieren, der bisweilen auf elegante Weise etwas, was getrennt werden müsse, zusammengefügt, das aber. was zusammenzufügen sei, teile und so "monstra" gebären. Mit viel Phantasie läßt dann Alberti auf der Bühne dieser Eingebungen allerlei medizinischen Behauptungen nacheinander auftreten, die vor Augen führen, wie mit kunstvoller Phantasie Nichtbewiesenes anstelle des Wirklichen konstruiert wird. In solchen Fällen, so klagt er, müsse dann die Phantasie die Rolle von Besen einnehmen, wenn sie verschiedene unpassende Ideen zusammenkratze und aus der prächtigen Masse von Auswurf und Spreu einer Theorie konstruierte, die durch viele farbige Trugbilder geschmückt sei. Zur Bekräftigung seiner Ansicht führt Alberti die zahllosen medizinischen Theorien an, die mit Würmchen, Kügelchen, Häckchen, Bläschen, Nervenflüssigkeiten, Archaei, Verstopfungen, mechanischen Kräften, Chimären und ähnlichen Phantasmata ihre Theorien stützen. Auf den erklärten Gegner, Descartes und seine mechanisches Organismusmodell, bezieht sich die Kritik an den vielfältigen Funktionen der spiritus, denen ohne Grund eine "vis motrix", die Unterordnung unter die Seele, ein gewisser Wissensgrad, die Mitwirkung an der Aufblähung der Muskelteile usw. aufgegeben sei. Die Schelte mündet in die rhetorische Frage: "Wer zählt alle jene Phantasien auf, die in dieser comedian mit dem Spiritus gespielt wird, wo bald leuchtende, bald in Dunkel gehüllte, bald einfließende, bald angeborene, hier traurige, dort heitere, jetzt runde, später winkelige, einerseits fremde, anderseits einheimische, bald erdige, bald trockene oder feuchte Spirituis erdichtet werden?" . . Der eigentliche Zweck dieses theatralischen Angriffs auf den Mißbrauch der Phantasie geschieht indes, wie der Leser schnell erkennt, um Albertis eigene, kaum weniger spekulative Theorie über die Wirkung der "anima rationalis" und damit auch der Einbildungskraft ins rechte Licht zur rücken. Als treuer Anhänger der animistischen Lehren seines Hallenser Kollegen Georg Ernst Stahl (1860-1734), der die Seele und ihren Vermögen die lenkende Rolle für alles Lebensvorrichtungen zuschreibt . Besonders die Entstehung der sogenannten "Muttermale" als Ausdruck der Wirkung der mütterlichen Einbildungskraft auf den Foetus wird erläutert. ." Imgard Müller und Daniela Watzke, Gebrauch und Missbrauch der Einbildungskraft in der Medizin des 17. und 18. Jahrhunderts. In: Ordnungen des Imaginären. Theorien der Imagination in funktionsgeschichtlicher Sicht. Hrsg. Rudolf Behrens (2002), pp.103-104. Nicht bei Blake.
Verlag: Halle, Johann Christian Hendel, 1722., 1722
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In den Warenkorb4to. (2), 38 pp. Disbound. Only edition; rare. One of the earliest attempts at debunking imagination as a method of medical interpretation. Many explanations so harshly criticised here today have since enjoyed a renaissance in psychosomatic medicine. - Somewhat browned; several contemp. marginalia. Final leaf is wrinkled, showing edge damage with slight loss of text. - Wellcome II, 23. I. Müller/Watzke, Gebrauch und Missbrauch der Einbildungskraft in der Medizin des 17. und 18. Jhs., in: R. Behrens (ed.), Ordnungen des Imaginären. Theorien der Imagination in funktionsgeschichtlicher Sicht (Hamburg 2002, p. 89 ff.), p. 103. Not in Blake.