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Nicht der Rede wert? -
Der vergessene Nachlass des Marcel Reich-Ranicki

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Nicht der Rede wert? -
Der vergessene Nachlass des Marcel Reich-Ranicki

von Charlotte Lacroix


Am 18. September 2013 verstarb Deutschlands Literaturpapst und einflussreichster Literaturkritiker. Die größten Teile der umfangreichen Bibliothek von Marcel Reich-Ranicki – es sollen laut seines Sohnes „Abertausende“ Bände gewesen sein – gingen an die Universität Marburg und an das Deutsche Literaturarchiv in Marbach. Zurück blieben ein knappes Dutzend Bananenkisten voller Bücher aus seinem persönlichen Bestand. Womöglich aus Platzgründen hatte er sie vorab an einen befreundeten Buchhändler vermacht, unter der Prämisse, sie sollten nicht vor seinem Ableben auf den Antiquariatsmarkt gelangen.

Bücher aus der Sammlung Marcel Reich-Ranickis

Heute, zwei Jahre nach Marcel Reich-Ranickis Tod, hat sich das Team vom Antiquariat Castellum in Frankfurt der vergessenen Bibliothek angenommen. Die Bücher, allesamt signiert, mit Widmungen oder Notizen des großen Kritikers versehen, stehen nun auf ZVAB.com zum Verkauf (Update: inzwischen sind alle Bücher aus der Sammlung verkauft!). Nur wenige Kilometer von Reich-Ranickis langjährigem Wohnort entfernt, in den Büroräumen des Antiquariats, werfen wir einen Blick in einen fast vergessenen Bücherschrank.


Die Freunde – Widmungsexemplare

Zum Vorschein treten Zeugnisse großer literarischer und persönlicher Freundschaften. Geschätzte Kollegen aus dem Literaturbetrieb, größtenteils Autoren, haben dem Literaturpapst ihre Veröffentlichung zugeschickt und ihm in Form von Widmungen auf der Schmutztitelseite oder dem fliegenden Vorsatz ihren Respekt erwiesen.

Da wäre Siegfried Lenz, den Reich-Ranicki bei einem ersten Zusammentreffen im Jahr 1957 in Hamburg kennenlernte und in seiner Autobiografie als „sehr jung, sehr blond und ziemlich schüchtern“ beschrieb. Viele Jahre, Begegnungen und – wie bei Reich-Ranicki kaum unumgänglich – einige Unstimmigkeiten später, übersendet der Autor ihm ein Exemplar seines Bestsellers So zärtlich war Suleyken und lobte dessen „augenöffnenden Erkenntnis-Satz über den Humor und die Humoristen“ aus einer Rede am 24. Februar in Frankfurt.

So zärtlich war Suleyken mit Widmung von Siegfried Lenz

Widmung von Tomi Ungerer

Nicht weniger herzlich erscheinen die Grüße von Peter Härtling, Maxim Biller, Ludwig Marcuse, Walter und Inge Jens, Hilde Spiel, Hilde Domin, Tomi Ungerer und des deutschen Liedermachers und Lyrikers Wolf Biermann. Und nicht zuletzt die von Reich-Ranickis langjährigem Kollegen beim Literarischen Quartett, dem Autor, Journalist und Kritiker Hellmuth Karasek. Er bedankte sich in einer Ausgabe seiner biografischen Erinnerungen Auf der Flucht „ für die schöne lange Zusammenarbeit und Freundschaft!“ und unterschrieb die Widmung mit „Dein „Halodrie“ und „Halunke“.“

Dass Marcel Reich-Ranicki weit über die deutschsprachigen Grenzen hinaus in Literaturkreisen respektiert und geschätzt wurde, beweist eine Widmung des amerikanischen Schriftstellers John Updike in einem Exemplar seiner Gesammelten Erzählungen, in der er Reich-Ranicki für die scharfsinnigen Worte zu seinem Werk und für einen reizenden Abend voller Gastfreundschaft in Frankfurt dankt. Oder ein Widmungsexemplar „with admiration“ von Judith Kerr, Tochter des Kritikers Alfred Kerr, welche die Flucht und das Exil ihrer Familie während des dritten Reiches in Als Hitler das rosa Kaninchen stahl beschrieb.

John Updikes Gesammelte Erzählungen

Mit persönlicher Widmung


Die „Feinde“ – Rezensionsexemplare

„Wenn ich keine Feinde ertragen könnte, dann müsste ich wohl Buchhalter werden […].“, sagt Marcel Reich-Ranicki 1996, als er von dem Fernsehentertainer Harald Schmidt zu seinem gespannten Verhältnis zu Günter Grass befragt wird. Ebenso sehr wie die Freundschaften, sind in dieser Sammlung die Autoren vertreten, die Marcel Reich-Ranicki zeitlebens kritisiert hat.

Im Jahr 1992 erreicht Marcel Reich-Ranicki ein von Günter Grass signiertes (jedoch nicht mit Widmung versehenes) persönliches Leseexemplar der Unkenrufe aus dem Steidl Verlag, mit der Notiz, es solle doch bitte keine Rezension vor dem 10. Mai erscheinen. Reich-Ranickis vernichtende Kritik an Unkenrufe „Wie konnte das passieren?“ erscheint am 4. Mai 1992 im Spiegel. Die in der Rezension zitierten Textzeilen sind in Marcel Reich-Ranickis Arbeitsexemplar mit Bleistift markiert: ein einmaliger Einblick in die Arbeitsweise des berühmten Kritikers.

Unkenrufe mit Anmerkungen von Marcel Reich-Ranicki

Ebenso verhält es sich mit dem Versuch über die Jukebox von Peter Handke, ein Buch, welches in einer Folge der ZDF Sendereihe "Das literarische Quartett" am 1. Oktober 1990 besprochen und, womöglich in Vorbereitung auf diese Sendung, von Reich-Ranicki mit zahlreichen Anstreichungen sowie Randnotizen versehen wurde.

Das von Martin Walser signierte Exemplar vom Tod eines Kritikers, das Buch in dem Walser dem Literaturkritiker mit seiner Hauptperson André Ehrl-König einen fiktiven, bitterbösen Doppelgänger auf den Leib geschrieben hat, wirkt dagegen recht ungelesen und enthält keine einzige Anstreichung.

Marcel Reich-Ranickis signierte Ausgabe von Martin Walsers Tod eines Kritikers


Die Unbekannten – (nie gelesene?) Widmungsexemplare

Doch seien wir ehrlich: ein beträchtlicher Teil der von Reich-Ranicki in Form von Bananenkisten vermachten „Schätze“ sind auf den ersten Blick uninteressant: Fanpost, unverlangt zugesandte Rezensionsexemplare, mit ausschweifenden Dedikationen an den Literaturpapst versehen und fast immer mit der dringenden Bitte um Besprechung des jeweiligen Buches, häufig ein Erstlingswerk – nicht der Rede wert. Wirklich?

Wenn ein erfolgreicher Geschäftsmann seinen Roman New York - Skrupellos „Marcel Reich-Ranicki mit freundlichen Grüßen“ zusendet, ihm aber zur Lektüre ein Mängelexemplar mit unbedruckten, unpaginierten Seiten zukommen lässt, so ist das zumindest ein amüsantes Kuriosum.

Eine polnisch-stämmige Domina nimmt unter anderem ihre Herkunft zum Anlass, Marcel Reich-Ranicki (den sie in ihrer Widmung als „Guru der deutschen Literatur“ und „Erotikfan“ bezeichnet) ihr Buch vorzulegen. Da der Platz auf dem Vorsatzblatt ihrer Autobiografie Like a black rose für einen ausführlichen Gruß nicht ausreicht, fügt sie eine beschriebene Postkarte aus Miami Beach bei. Und, für den Fall, dass ihre abenteuerliche Lebensgeschichte dem Kritiker zusagen sollte, auch noch ihre Visitenkarte.

Like a black rose mit Visitenkarte der Autorin


Teofila und Marcel Reich-Ranicki

Was wären große Männer ohne die Frauen in ihrem Leben? Seine Frau Teofila scheint Reich-Ranicki in all den Jahren des Erfolgs eine treue und wichtige Begleiterin gewesen zu sein. Das lässt sich schon allein aus dem Platz schließen, den sie in dieser Sammlung einnimmt. Daraus ergibt sich das Bild einer Muse, als gegrüßte Ehefrau, aber auch als Unterzeichnende.

Teofila, genannt „Tosia“ war es gewesen, die die von Reich-Ranicki so geschätzten Gedichte Erich Kästners im Warschauer Ghetto von einer geliehenen Ausgabe fein säuberlich abgeschrieben hatte, ja sogar mit Zeichnungen versah, in Zeiten, in denen es für ihn unmöglich gewesen wäre, das Buch zu erwerben. Die Faksimile-Ausgabe der handschriftlichen Kopie von Teofila Reich-Ranicki, ist bei der Deutschen Verlags-Anstalt erschienen: Dr. Erich Kästners Lyrische Hausapotheke. In dieser Sammlung finden wir ein von ihr signiertes Exemplar.

Abgesehen davon enthält der Bananenkisten-Schatz zahlreiche signierte Ausgaben, die das Ehepaar Reich-Ranicki zur Vergabe bereitzuhalten schien. Darunter das gemeinsam veröffentlichte Insel-Bändchen Wir sitzen alle im gleichen Zug (vom Ehepaar signiert), Marcel Reich-Ranickis Meine Bilder oder, herausgegeben von Frank Schirrmacher, der Band Marcel Reich-Ranicki. Sein Leben in Bildern (beide jeweils von Reich-Ranicki signiert).




Update vom 24. November 2015: Inzwischen sind leider alle Bücher aus der Sammlung verkauft.


... oder stöbern Sie in allen Büchern aus dem Nachlass »



Weitere Exemplare, die zum „vergessenen Nachlass“ von Marcel Reich-Ranicki zählen und inzwischen verkauft sind



Das Café in der Villa
Vortitel von der Autorin eigenhändig signiert und datiert.

Hohelieder und andere Lyrik
Dieses Exemplar ist nicht Teil der erschienen limitierten Auflage von 200 handnummerierten Exemplaren.

Vom Tollhaus zum Kastenhospital
Mit Widmung der Autorin Dagmar Bram "zur Erinnerung an die Begegnung im August 2001" und beiliegendem Brief.

Krotka Historia Klamstwa
Erste Ausgabe der polnischen Übersetzung von "Kleine Kulturgeschichte der Lüge."

Unverlorene Illusionen. Pessimismus - ein Stadium der Reife.
In der persönlichen Widmung dankt Ludwig Marcuse für "Literarisches."

Von den Tugenden der Letten und der Deutschen
Seltene, bei einem russischen Universitätsverlag erschienene Ausgabe.

Freiheit und Verantwortung
Festschrift für Hans-Wolfgang Pfeifer, ehemaliger Geschäftsführer der FAZ, mit dessen handschriftlicher Widmung.

Willy Haas und das Feuilleton der Tageszeitung "Die Welt"
Außerdem als Dissertation der Humboldt-Universität gedruckt. Mit Dankesformel und Signatur.







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