Inhaltsangabe
Excerpt from Memoiren Einer Idealistin, Vol. 3
F riedrich und Charlotte bestanden darauf, dass ich die ersten Tage bei ihnen bleiben sollte bis ich eine Wohnung gefunden und uberhaupt einen Entschluss gefasst hätte. Ich nahm dies auch mit Dank an, denn nach dem Glück des Zusammenlebens mit einer selbst gewählten sympathischen Umgebung nach dern innigen Herzensverkehr rnit den Kindern, war mir die plötzliche Einsamkeit ärger wie der Tod und ich klammerte mich wie der Ertrinkende an einen Strohhalm an jedes Zeichen von Sympathie und Liebe das mir zu Theil wurde. So rührte es mich unaus sprechlich, als beim Mittagstisch ich die einzige war, die einen Teller mit guter Bouillonsuppe erhielt. Im Hause herrschte damals noch nichts weniger als Luxus; Friedrich musste streng arbeiten, um dem Haushalt zu genügen, und Charlotte trug ebenfalls durch Stundengeben das Ihrige dazu bei. Es gab daher keines wegs an jedem Tage Bouillonsuppe, und jener Teller war von Charlotte vom vorigen Tage.
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This book is a reproduction of an important historical work. Forgotten Books uses state-of-the-art technology to digitally reconstruct the work, preserving the original format whilst repairing imperfections present in the aged copy. In rare cases, an imperfection in the original, such as a blemish or missing page, may be replicated in our edition. We do, however, repair the vast majority of imperfections successfully; any imperfections that remain are intentionally left to preserve the state of such historical works.
Reseña del editor
Excerpt from Memoiren Einer Idealistin, Vol. 3
Meysenbug, I, III. Iher vorsorglich für Friedrich zur Stärkung nach der Arbeit aufgehoben. Dass ich den selben nun erhielt, rührte mich bis zu Thränen. Es war ein Ausdruck des Wunsches mir wohlzuthun bei dem alle Worte ohnmächtig und überflüssig waren aber ich sagte es ihnen durch Thränen dass ich diesen Teller Suppe nie vergessen würde. Nach einigen Tagen fand ich ein kleines Zimmer in der Nähe für einen äusserst geringen Preis in das ich einzog, um zu überlegen was nun weiter zu thun. So war ich wieder allein, wieder auf diese freudlose Einsamkeit eines englischen lodging Hauses beschränkt die mir doppelt farblos und entsetzlich vorkam nach der von Licht und Liebe erfüllten Hei math aus der mich ein jähes Schicksal ver trieben. Aufs Neue musste ich mich fragen, was anfangen? Zu der freudlosen undank baren Arbeit des Stundengebens zurückzu kehren, dazu fehlte mir der Muth, seitdem ich bei dieser Art Arbeit auch deren Segen im Gedeihen und der Entwicklung der Kinder gesehen hatte. Ich beschloss es mit schrift stellerischer Thätigkeit zu versuchen. Ich verhehlte mir nicht welche Schwierigkeiten und Enttäuschungen auf diesem Wege meiner warten würden, aber die Beschäftigung selbst wenigstens verhiess mir unendlich viel mehr Befriedigung als das Stundengeben, und wenn es mir gelingen konnte, mit eigner Production dm'chzudringen so war, das fühlte ich dereinzig wahre Weg möglichen Trostes gefunden. Ich hatte schon während meines Aufenthaltes im Herzen'schen Hause einen Versuch mit einer Uebersetzun g aus dem Russischen in die englische Sprache gemacht. Derselbe war günstig ausgefallen. So gedachte ich zunächst mit Uebersetzungen fortzufahren und mir so die Bahn für Weiteres zu brechen. Ich ging auch alsbald an die Arbeit, aber noch war sie weit davon ihre heilende Kraft an mir be währen zu können. Ein unsäglicher Schmerz wühlte Tag und Nacht in meinem Herzen, und es war mir unmöglich, der Qual über das Vorgefallne auch nur auf Stunden Ruhe zu gebieten. Ich schwankte hin und her zwischen dem Zweifel, ob ich nicht hätte einen andern Weg einschlagen und die ganze Katastrophe verhüten können, und der Ueberzeugung, dass ich nicht anders hätte handeln können. Die Bitterkeit, dass es von der andern Seite zu dieser Trennung hatte kommen können, kämpfte mit dem Schmerz um das Verlorene und der Sehnsucht dahin zurückzukehren wo ich so glücklich gewesen war, wo ich, wie auf einem natürlichen Boden mit allen Kräften meines Wesens mich festgewurzelt hatte. Erschütternd war mir das erste Wiedersehen mit Herzen, der mit seinem Sohne kam mich zu besuchen, noch erschütternder das mit den beiden Kindern, die man zu mir sandte. Sie waren erstaunt, betrofien die ihnen so vertraute Freundin nun plötzlich in so ganz veränderter Um 4.
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