Beschreibung
8vo (Rollenbücher) u. 4to (Notenhefte). OKart. u. OBr. m. wenigen Umschlagillustr. (teils gebräunt, wenige Klammern rostig). Der Verlag Alfred Jahn ist 1910 in Leipzig gegründet worden und war bis 1933 der bedeutendste Verlag für sozialistische Arbeiter-Dramen und -Singspiele in Deutschland. Der Verlagsgründer Alfred Jahn (geboren 1886) trat 1907 in die SPD ein und unterstützte deren Kulturpolitik im Sinne der Volksbühnenbewegung, nach der die Bühne vorrangig als Bildungsstätte und nicht als kämpferisches, revolutionäres Agitationsforum aufgefaßt wurde. Doch Jahn nahm auch Stücke wie "Der Holzwurm" von Walter Troppenz (d. i. Rudolf Renz), dessen Thema "die Massenarbeit der KPD in den Zwanziger Jahren" (Schütte) ist, in sein Programm auf, zu dem auch die ersten politischen Revuen gehörten. So unterstützte Jahn die finanziell schwachen Laien-Spiel-Truppen mit Stücken, die leicht zu variieren und zu aktualisieren waren, und die Schriftsteller mit Vorschüssen und Risikofreude bei der Herausgabe ihrer Werke. Ermöglicht wurde diese Generosität durch das Versandgeschäft für Festartikelbedarf, das er neben dem Verlag betrieb. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf von Pappnasen und Faschingshüten ließ sich so mancher sozialistische Sprechchor finanzieren. Im Laufe der Jahre kamen so 365 Verlagswerke (einschließlich Musikalien) zusammen. Von 1924 bis 1928 war Jahn Vorsitzender des "Deutschen Arbeiter-Theater-Bund" (DAThB); dann setzten die Genossen von der KPD Arthur Pieck an Jahns Stelle. Der "DAThB" förderte Arbeiterlaienbühnen, an denen Arbeiter für Arbeiter die Stücke aufführten, die A. Jahn verlegte. "Hier stehen harmlose Schwänke, Possenreißereien und Volksstücke . neben expressionistischen Elendsschilderungen, - meist in Bezug zur Kriegs- und Nachkriegsproblematik -, und einigen ansatzweise agitierenden, kabarettähnlichen Szenen, die sich auch aktuellen Problemstellungen zuwandten" (Rekus). Die hier vorliegende Sammlung von knapp 181 Textheften und 7 Notenbeilagen umfaßt etwa die Hälfte der Buchproduktion des Verlages und setzt sich zusammen aus den Reihen: Arbeiter-Fest-Gedichte und Prologe (2), Arbeiter-Fest- und Weihespiele (4), Arbeiter-Jugend-Bühne (8), Arbeiter-Kinder-Bühne (8), Arbeiter-Sport-Bühne (8), Arbeiter-Sprech-Chor (16), Kurze Arbeiter-Szenen (3), Kurzspiele (1), Lustige Bühne (6), Narrenspiele (4), Neue Arbeiter-Bühne (19), Neue Märchen-Bühne (14, davon 5 Notenhefte), Neue Mai-Bühne (9), Neue soziale Weihnachtsbühne (14), Mehrakter (6), Politisch-satyrische Duoszenen (1), Possen, Schwänke, Satiren (4), Proletarisches Kabarett (4), Revolutions-Bühne (4), Der rote Kasper (7), Schauspiele (1), Sonnenwendspiele (2), Soziale lebende Bilder (4), Soziale Mehrakter (19), Soziale Singspiele (2), Volksspiele (2), Weihnachtsbühne (4), Zeit-Bühne (1) und 4 Hefte, die keiner Reihe zugeordnet werden können. Von den Autoren, die vielfach unter Pseudonym publiziert haben, sind A. Auerbach, Max Barthel, K. Dühring, M. Eulenberg, Lobo Frank, K. Frei, Hans aus Sachsen, B. Jacoby, A. Kern, W. Kluge, H. Lewandowsky, A. Mosegaard, P. G. Raspe, Erich u. Felix Renker, O. Salter, J. Schönherr, H. Schönrock, P. Wille, B. Schönlank u.a. zu nennen. "Im Januar 1933 löste Alfred Jahn seinen Verlag auf und teilte dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler lakonisch mit, daß sein Verlag seine Tätigkeit eingestellt habe, Bestände seien nicht mehr vorhanden" (Schütte).- Vgl. Schütte; Linke Verlage im Leipzig der Weimarer Republik. In: Marginalien Heft 53, 1974; Stieg/Witte (Arbeiterliteratur) 96; Rekus, Proletar. Theater in der Weimarer Republik (in: Kat. Weimarer Republik, 1977) 843 ff. Sprache: Deutsch. Bestandsnummer des Verkäufers 1312246
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