Críticas:
Review - German "Lutz Rzehak analysiert in seiner Habilitationsschrift "Vom Persischen zum Tadschikischen" die Entstehung einer modernen tadschikischen Nationalsprache unter den spezifischen Bedingungen sowjetischer Nationalitatenpolitik. Ausgangspunkt seiner Untersuchung ist die persische Sprache, die noch um die Jahrhundertwende in ganz Transoxanien nicht nur im religiosen Bereich dominiert, sondern in fast allen Lebensbereichen als Sprache der Verstandigung in einer multilingualen Umgebung dient. (...)Rzehak gelingt es, die Entwicklung dieser Sprache vom "Persischen" zum "Tadschikischen" nicht nur entlang ideologischer Diskussionen, sondern auch in der gesprochenen Sprache nachzuzeichnen. (...) Die Einordnung der sowjetischen Sprachpolitik als "Russifizierung" oder "Forderung autochthoner Sprachen" bleibt leider unscharf. Umgekehrt konnen aber Historiker, die sich mit der Nationalitatenpolitik der Sowjetunion beschaftigen, nun auf eine fundierte sprachwissenschaftliche Arbeit uber exogene und endogene Faktoren des tadschikischen Sprachwandels unter den Bedingungen der Sowjetherrschaft zuruckgreifen, die den Blick von Moskau weg auf das sprachliche Handeln einzelner Personen und Gruppen lenkt."In: Jahrbucher fur die Geschichte Osteuropas. 52 (2004) 2. S. 318.
Reseña del editor:
Diese Arbeit untersucht auf der Basis zeitgenossischer Quellen den Wandel der persisch-tadschikischen Sprache Transoxaniens von einer Sprache, die im multilingualen Milieu Mittelasiens eine fuhrende Position in den Bereichen Religion, Wissenschaft, Literatur, Verwaltung, Schriftverkehr und Handel innehatte, zu einer Sprache, deren Funktion weitgehend auf ihre Rolle als Primarsprache einer nach nationalen Kriterien definierten Sprechgemeinschaft reduziert wurde. Die sozialen und linguistischen Merkmale, die diese Sprache in der Zeit vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Ende der Stalinara kennzeichneten, werden beschrieben und in ihrer Beziehung zu den Faktoren analysiert, die das sprachliche Handeln der Persisch-Tadschikischsprecher in dieser Zeit beeinflussten. Zu diesen Faktoren gehoren geistes- und ideengeschichtliche Entwicklungen, politische und ideologische Absichten, wissenschaftliche und technische Innovationen und nicht zuletzt die sprachliche Kompetenz der Sprecher. Besondere Aufmerksamkeit erfahren dabei die islamisch-modernistische Aufklarungsbewegung der vor- und fruhsowjetischen Zeit, Ideologie und politische Programmatik der Bolschewiki wahrend und nach ihrer Machtergreifung, die verschiedenen Spielarten des Turkestan-Nationalismus und des tadschikischen Nationalismus in seinen einzelnen Entwicklungsphasen, die kommunistische Weltanschauung, die grossen sprachplanerischen Unternehmungen zur Entwicklung einer "tadschikischen Literatursprache" und der zweifache Schriftwechsel. Vor dem Hintergrund der von Wissenschaftlern, Politikern und Sprachaktivisten bis zum heutigen Tag mit vielen Emotionen gefuhrten Diskussion uber die Frage, ob das "Tadschikische" eine vom "Persischen" zu unterscheidende Sprache darstellt oder nicht, besteht eines der wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit in der Erkenntnis, dass die persisch-tadschikische Sprache Transoxaniens im Untersuchungszeitraum keine naturwuchsige Einheit darstellt, die sich aus sich selbst heraus als solche definieren liesse, sondern dass sie aus politischen, ideologischen oder anderen Absichten, die immer Absichten von Menschen waren, als "Sprache" definiert und konstruiert wurde.
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