Die Geographischen Grundlagen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie und Ihrer Aussenpolitik (Classic Reprint) - Hardcover

Excerpt from Die Geographischen Grundlagen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie und Ihrer Aussenpolitik

Die folgenden Zeilen sind im November 1914 geschrieben und in der ,, Geo graphischen Zeitschrift (G. Z.) vom Januar bis März 1915 erschienen. Beim Wiederabdruck sind nur einige stehengebliebene Druckfehler und stilistische Versehen berichtigt, nicht einmal die Schreibung der geographischen Eigennameu den Grundsätzen des Verfassers angepaBt worden. Inhaltlich ist nichts geändert worden, da die geschichtlichen Vorgänge der letzten Monate die hier aus. gesprochenen Ergebnisse durchaus bekräftigt haben.

Die Arbeit soll eine politisch-geographische Studie sein, und der Verfasser Zu Vicl hat sich bemüht, Abschweifungen vom geographischen Gebiet in rein politischen Bereich tunlich zu vermeiden. Ganz war dies nicht möglich. Es konnte sogar die Frage entstehen, ob nicht eine anhangsweise Zusammenfassung der sich aus der geographischen Lage, der Ausstattung und der Bevölkerung der behandelten Bäume ergebenden innerpolitischen Gesichtspunkte angezeigt wäre. Der Verfasser hat davon abgesehen, weil sich die Lebensbedingungen der heute mit unerwarteter Kraft auftretenden Donaumonarchie aus dem Flu Bder Darstellung deutlich genug ergeben und ein Eingehen auf Einzelheiten leicht zu unerwünschten Polemiken über Nebensachen führen könnte. Er möchte hier aber mit Befriedigung feststellen, da Bdie Folgerungen, zu denen er auf dem Boden seiner Fachwissenschaft gelangt ist, sich auf das engste berühren mit den Anschauungen, zu denen führende Geister Deutsch-Österreichs von ganz anderen Gesichtspunkten aus gekommen sind. Diese Anschauungen müssen um so mehr Gewicht erlangen, je mehr von den zahlreichen hervorragenden Persönlichkeiten, die sich von der Tagesund Parteipolitik abgestoBen vom öffentlichen Leben zurückgezogen oder ihm doch ferngehalten haben, es als patriotische und nationale Pflicht empfinden werden, zu ihrem Volk und für ihr Volk zu sprechen. Und dies mu Bum so mehr der Fall sein, je lebhafter sich deutschfeindliche Kreise bemühen, die Gifentlichkeit und die maBgebenden Faktoren in Osterreich und im Deutschen Reich ihren, für die künftige Entwicklung verhängnisvollen Bestrebungen günstig zu stimmen. Eine der schönsten Früchte des gewaltigen Kriegs und der freudig getragenen Opfer wäre verloren, wenn aus der Annäherung zwischen den Völkern der Monarchie, die sie erhoffen lassen, nicht innerhalb aller dieser Völker eine Vertiefung und Verbreitung der notwendigsten Erkenntnis hervorginge: der Er kenntnis, daß Österreichcklngarn für seine groBen weltpolitisclien Aufgaben uni so besser gerüstet ist, je weniger das natürliche Gewicht Osterreichs und in dieser Reichshälfte das natürliche Gewicht des deutschen Volks künstlich beeinträchtigt wird. Sehen sich endlich die Deutschen Osterreichs nicht mehr vor unlösbare Aufgaben gestellt, so wird ihr politischer Pessimismus ebenso verschwinden, wie sie den nationalen Pessimismus überwunden haben.

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